♥ Eine kleine Gutenachtgeschichte ♥

Das kleine Mädchen kuschelt sich wohlig in ihre Decke und wartet sehnsüchtig auf ihre Mutter, die ihr jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt.

Die Äuglein sind zwar schon schwer und meistens schläft sie schon nach wenigen Minuten ein, aber das ist für das Mädchen trotzdem die schönste Stunde des Tages, weil sie die Mutter hierbei ganz alleine für sich hat.

Sie spürt die Liebe der Mutter in all ihren Worten und fühlt sich geborgen und behütet.

Endlich war es so weit, die Mutter kam ins Zimmer, setzte sich zu ihr und begann mit sanfter Stimme zu erzählen:

Jonny die Kirchenmaus

Jonny war eigentlich eine Ratte.

Er zählt zur Großfamilie der Mäuse, mit den Kaninchen, Biber und Degus hat er somit etwas gemeinsam, zusammen gehören sie der Gruppe der Nagetiere an.

Aber egal, dass störte oder beeindruckte Jonny nicht besonders. Er hat nämlich ganz andere Sorgen, als über seine Abstammung nachzugrübeln, er will sich nämlich auf den Weg machen. Auf den Weg? denkt ihr, wo will er denn hin?

Nun, um darüber zu berichten, muss man Jonny schon etwas genauer kennen. Also fangen wir nochmal ganz von vorne an.

 

Jonny war eines von acht Rattenkindern. Zusammen mit ihrer Mutter lebten sie in einer alten Scheune am Lande. Da er der Zweitjüngste war, musste er zusammen mit seinem jüngerem Bruder, oft auf das Abendessen verzichten, weil seine anderen sechs Geschwister immer Hunger hatten und leider auch viel stärker waren als er.

Da war es nicht verwunderlich, dass er und sein jüngerer Bruder die Kleinsten und Magersten in der Familie waren.

Die Mutter tat ihr Bestes, sie schleppte Früchte und Getreide heran, aber es war immer zu wenig, um die gesamte Rasselbande letzten Endes, satt zu bekommen. Sie hoffte immer, dass ihre Kinder ganz schnell wachsen würden um bei der Futtersuche mitzuhelfen.

Als eine gewisse Zeit vergangen war, stellte die Mutter tatsächlich fest, dass es nun an der Zeit war, ihre stärksten und größten Kinder mit auf Nahrungssuche zu nehmen. Es war aber sehr gefährlich, den an diesem Bauernhof lebten außerdem noch sehr viele Katzen. Katzen sind ja, wie man weiß, die Fressfeinde der Mäuse und Ratten, also mussten sie wirklich sehr vorsichtig sein.

Die Mutter hat einen großen Getreidesack im Schuppen im Visier, sie wollte zur Mittagszeit, wenn die "Samtpfoten"

gerne ihr Nickerchen hielten, diesen unten etwas anknappern, um an das Getreide zu kommen und ihre Jungen sollten ihr dabei helfen.

Als es soweit war, endete schon der Aufbruch zum Getreidesack in einer Katastrophe. Die noch unerfahrenen Jungen liefen ziellos umher und hörten nicht auf ihre Mutter. Und es kam, wie es kommen musste, nicht alle Katzen

hielten ihren Mittagsschlaf und so wurden zwei der Jungratten von den Katzen erwischt und der Jammer war sehr groß.

                                                                               Seite 1