♥ Eine kleine Gutenachtgeschichte ♥

Das kleine Mädchen kuschelt sich wohlig in ihre Decke und wartet sehnsüchtig auf ihre Mutter, die ihr jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt.

Die Äuglein sind zwar schon schwer und meistens schläft sie schon nach wenigen Minuten ein, aber das ist für das Mädchen trotzdem die schönste Stunde des Tages, weil sie die Mutter hierbei ganz alleine für sich hat.

Sie spürt die Liebe der Mutter in all ihren Worten und fühlt sich geborgen und behütet.

Endlich war es so weit, die Mutter kam ins Zimmer, setzte sich zu ihr und begann mit sanfter Stimme zu erzählen:

Charly das Fledermauskind - oder das gefundene Glück

Es war einmal eine kleine Fledermaus, mit dem Namen Charly.

Charly hatte noch fünf weitere Geschwister, er aber war der Jüngste. Er wohnte mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in einer kleinen Höhle, zusammen mit Hunderten anderen Artgenossen, die aber nicht wirklich verwandt mit Charly waren.

Am Tag musste Charly schlafen, besser gesagt, seine Mutter wollte, dass er am Tag schläft, weil das ja alle anderen Fledermäuse auch täten, um sich für den Nachtflug auszuruhen. Außerdem liebten sie das Sonnenlicht nicht so besonders. Aber als die Sonne untergegangen war und es dunkel wurde, flogen sie los das es nur so rauschte, um Futter zu suchen.

Genauso machten es auch Charlys Mutter und seine fünf Geschwister. Nur Charly durfte noch nicht mitfliegen, da er noch ein kleiner Wicht war, wie seine Mutter zu sagen pflegte. Aber schlafen musste er trotzdem am Tag, das fand Charly ziemlich ungerecht. "Die dürfen mit und ich muss dableiben und auch noch schlafen," beschwerte er sich, aber es war ja keiner da, der es hören konnte. Bis auf einige anderen kleinen Fledermauskinder, die aber nach Charlys Meinung noch viel kleiner waren als er und seine Nachbarn, die Familie Spinne mit ihren zahlreichen Kindern.

So jammerte er eine Weile vor sich hin, bis schließlich seine Mutter wieder kam. Dann war Charlys Welt jedes mal wieder in Ordnung und sein Groll war verflogen, denn sie bracht ihm stets einen saftigen Leckerbissen mit, den er sich immer gleich schmecken lies.

 

So vergingen die  Wochen, bis eines Tages, die Zeit für Charlys ersten Ausflug kam. Als ihm die Mutter die ersehnte Nachricht überbrachte, dass es diese Nacht so weit sein würde, war es vorbei mit der Tagesruhe.

Charly war ganz aufgeregt und fragte ständig: "Wann ist es denn so weit, können wir jetzt los?"

Und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, war es dann auch so weit. Die Mutter nahm Charly auf ihren Rücken "Huckepack" und sie flogen los. Sie manövrierte geschickt durch den Nachthimmel, zu den angrenzenden Wald, während Charly auf ihrem Rücken völlig aus dem Häuschen war: "schneller" schrie er übermütig, "schneller." Es machte ihm großen Spaß.

Die Mutter fing im Fluge Insekten, mit so einem Geschick, das Charly staunte. "Das will ich auch können", sagte er. "Das wirst du", sagte die Mutter und schwups nahm sie ihn von ihrem Rücken und setzte ihn auf einen Ast.

"Nun fliege", sagte die Mutter und flog ein kleines Stück weg. Charly wusste nicht wie ihm geschah, die erste Flugstunde kam doch ein bisschen plötzlich für ihn. Es ruderte mit seinen Flughäuten, bis diese ganz rot wurden und stürzte sich dann vom Baum, vergaß aber dabei auf das ausbreiten der Flughäute.

 

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